
Zwillinge im Kindergarten: trennen oder nicht?
Dies ist ein Post, den ich vor fast 10 Jahren geschrieben habe, als unsere Zwillige das erste Jahr in der Vorschule abgeschlossen hatten. Sie fängt in Spanien, wo wir wohnen, für die Kinder mit drei Jahren an und dauert, bis sie mit sechs Jahren in die Schule kommen:
Das erste Jahr in der Vorschule (die hier in Spanien schon mit drei Jahren beginnt und fast genauso ernst genommen wird, wie die „richtige“ Schule) ist für Max und Lia vorbei: heute gab´s ein großes Fest mit Eis und einer Schaumkanone – und Zeugnisse – auch für die Kleinen. Als ich die Berichte las (denn richtige Noten gibts mit drei Jahren natürlich noch nicht), war ich einmal mehr froh darüber, dass die beiden in getrennte Klassen gehen.

Ob man Zwillinge im Kindergarten trennen soll oder nicht, ist eine heiß und kontrovers diskutierte Frage. Zusammenfassend läßt sich sicher sagen, dass beides richtig sein kann. Und dass es auf das jeweilige Zwillingspärchen ankommt.
In unserem Fall war es goldrichtig. Max und Lia sind grundverschieden in Temperament und Tempo. Zuhause ist es viel zu oft so, dass die ruhigere Lia sich dem höheren Tempo von Max anpasst und damit sicher häufig an ihre Grenzen kommt.
In der Vorschule hat sie ganz automatisch ihren eigenen Bereich und ihre Freundinnen und Freunde. Das sind die Kinder, die auch eher ruhig sind und gerne malen, Bilderbücher anschauen und Puppen spielen. Max dagegen ist der Oberraufbold der Klasse und sitzt offensichtlich nicht gerne still und lernt Buchstaben (wer will ihm das verübeln, mit drei Jahren…). Diese unterschiedlichen Charaktere spiegeln sich in den Zeugnissen deutlich wider.
Max und Lia gehen in die Kinderkrippe, seit dem sie ein Jahr und drei Monate alt sind, so wie fast alle Kinder hier. In der Krippe gab es damals nicht die Option, die Kinder in eine Gruppe gehen zu lassen. Die Erzieherinnen erklärten mir, dass Zwillinge generell getrennt würden. Der Grund dafür war, dass man jedem der beiden Kinder die Möglichkeit geben wollte, sich zu emanzipieren und eigene Freunde zu finden.
Max und Lia waren sehr eng verbunden und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie sich, jeder für sich in seiner Gruppe, wohlfühlen würden. Ich hatte mich geirrt. Beide brauchten eine gewisse Zeit, um sich einzugewöhnen – aber auch nicht mehr, als die anderen Kinder in der Krippe.
Nach ein paar Wochen gingen beide sehr gerne in die Krippe, spielten mit anderen Kindern – aber wenn sich die beiden Gruppen im Garten der Krippe trafen, suchten sie sich sofort und spielten dann miteinander.
Auf die Frage, ob man Zwillinge im Kindergarten trennen soll oder nicht, gibt es keine eindeutige Antwort. Studien zu diesem Thema kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. In der Regel werden die Erzieher mit den Eltern sprechen und dann eine gemeinsame Entscheidung treffen. Falls ein Zwilling dominant ist, kann es für den anderen von Vorteil sein, im Kindergarten sein eigenes Umfeld und damit die Chance zu haben, sich unabhängig vom Bruder oder der Schwester zu entwickeln.
Ich kann dazu nur sagen, dass es mir zu Anfang zwar fast das Herz gebrochen hat, die beiden im Kindergarten zu trennen, dass es im Nachhinein aber die richtige Entscheidung war!
Hier gibt es ein interessantes Interview zum Thema!